Digitalisierung in der Orthopädie: Neue Chancen und Grenzen

In der modernen Orthopädie eröffnen sich durch die rasante Entwicklung digitaler Technologien völlig neue Möglichkeiten für die Behandlung von Patienten. Ob 3D-Druck, Navigation oder künstliche Intelligenz (KI) – die Digitalisierung verändert immer mehr orthopädische Praxen und Kliniken. Doch neben den vielversprechenden neuen Behandlungsmöglichkeiten ergeben sich auch Grenzen und Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. In diesem Beitrag beleuchten wir die Vor- und Nachteile dieser innovativen Technologien in der Orthopädie.

Die Technik des 3D-Drucks in der Orthopädie

Der 3D-Druck reorganisiert die Herstellung von Implantaten und Modellen in der Orthopädie. Mithilfe dieser Technologie können z. B. patientenspezifische Implantate wie Endoprothesen oder Fixateure gefertigt werden, die exakt auf die individuellen anatomischen Gegebenheiten zugeschnitten sind.

Einsatzfelder und Vorteile des 3D-Drucks

Der 3D-Druck hat in der Orthopädie eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten gefunden, die sowohl für Patienten als auch für Ärzte von großem Nutzen sind:

  • Individuelle Prothesen: Der 3D-Druck ermöglicht, wie eingangs genannt, die Herstellung maßgeschneiderter Prothesen, die perfekt an die Anatomie des Patienten angepasst sind. Dadurch wird die Passgenauigkeit und der Tragekomfort erhöht.
  • Chirurgische Instrumente: Spezialisierte chirurgische Werkzeuge können schnell und kostengünstig produziert werden. Im Vergleich zu traditionellen Verfahren ist der 3D-Druck deutlich kosteneffizienter.
  • Modelle zur Operationsvorbereitung: Vor komplexen Operationen können anatomische Modelle gedruckt werden, um die Planung und Durchführung der Eingriffe zu verbessern.
  • Schnelligkeit des Verfahrens: Der Druck von Modellen kann sofort vor Ort in der Praxis stattfinden, sodass Wartezeiten für Patienten reduziert werden können.

Herausforderungen und Grenzen

Allerdings ist der 3D-Druck in der Orthopädie noch nicht überall im klinischen Alltag angekommen. Das hängt u. a. mit folgenden Punkten zusammen:

  • Begrenzte Materialen: Zu diesem Zeitpunkt ist das Angebot an biokompatiblen Materialien noch beschränkt, was auch die Nutzungsmöglichkeiten begrenzt.
  • Hohe Anschaffungskosten: Trotz der späteren Kosteneffizienz ist ein 3D-Drucker mit hohen Investitionskosten verbunden. Neben den Kosten für den Drucker selbst, folgen zusätzliche Kosten, um die notwendige Software zu erhalten.
  • Strenge Rahmenbedingungen: Ein aufwändiger Zertifizierungsprozesse für patientenspezifische Implantate muss erfolgen, was den Einsatz der Technik verzögern kann.
  • Fehlendes Know-How: Eine neuartige Technik steht oft in Verbindung mit mangelnder Erfahrung und Expertise im Umgang mit der Technologie, weshalb viele zunächst abwarten.

Navigation: Präzision bei orthopädischen Eingriffen

Die Navigation hat sich in vielen Bereichen der Orthopädie als wertvolles Hilfsmittel etabliert. So Mithilfe von Kamerasystemen, Sensoren und spezieller Software können Instrumente und Implantate während einer Operation exakt verfolgt und positioniert werden. Dies verbessert die Präzision und Sicherheit bei Eingriffen wie:

  • Gelenkersatz (Knie, Hüfte, Schulter)
  • Wirbelsäulenchirurgie
  • Korrektur von Fehlstellungen

Vorteile der Navigationssysteme

Vorteile der Navigation in der Orthopädie sind unter anderem:

  • Genauigkeit: Optimale Positionierung von Implantaten
  • Sicherheit: Schonung des umliegenden Gewebes und eine geringere Strahlenbelastung durch weniger Röntgenaufnahmen
  • Schnelligkeit: Postoperative Erholungszeit und die Dauer der Operation können stark verkürzt werden.

Limitationen und Herausforderungen

Allerdings ist die Navigation nicht für alle Eingriffe sinnvoll einsetzbar. Bei kleineren oder weniger komplexen Operationen überwiegen oft die Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten: Hohe Anschaffungs- und Wartungskosten
  • Weiterbildungsmaßnahmen: Aufwändige Einarbeitung für das medizinische Personal ist notwendig, damit die Navigationssysteme zielgenau genutzt werden.
  • Fehlerpotenzial: Mögliche Fehlerquellen durch Kalibrierungsprobleme können nicht vollständig ausgeschlossen werden

Zudem erfordert die Navigation eine gute Planung und Vorbereitung – ist diese unzureichend, können Komplikationen auftreten.

Künstliche Intelligenz: Unterstützung bei Diagnostik und Therapie

Die Orthopädie profitiert in zunehmendem Maße von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI). Insbesondere bei der Auswertung von Bilddaten wie Röntgen- oder MRT-Aufnahmen können KI-Systeme wertvolle Dienste leisten.

In Kombination mit der Expertise von Ärzten und Radiologen lassen sich Diagnosen schneller und präziser stellen. Die folgenden Bereiche werden zunehmend durch KI unterstützt:

Anwendungsgebiet

Beispiele

Diagnostik Erkennung von Frakturen, Arthrose, Tumorerkrankungen
Therapieplanung Auswahl der optimalen Behandlungsmethode
Rehabilitation Anpassung von Übungsprogrammen

Grenzen und ethische Aspekte

Allerdings ist KI kein Allheilmittel – die Systeme sind auf qualitativ hochwertige Daten und eine gute Überwachung angewiesen. Zudem werfen KI-Anwendungen ethische Fragen auf:

  • Verantwortlichkeit bei Fehlern oder Komplikationen
  • Umgang mit sensiblen Patientendaten und Datenschutz
  • Mögliche Benachteiligung bestimmter Patientengruppen

Diese Aspekte müssen sorgfältig geprüft und in den Einsatz von KI einbezogen werden. Als Grundsatzregel gilt aber, unabhängig von Ihrem Standort, ob Sie nun eine Orthopädie in Berlin aufsuchen oder in eher ländlicheren Teilen Deutschlands, sich zunächst fachlich durch einen Orthopäden beraten lassen. Dieser wird eine fachgerechte Untersuchung vornehmen und dann die für Sie geeignete Behandlungsmethode ermitteln.

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